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    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgang¹, der wiederkehrend Selbiges gebärt. Blaue Hemden, keine Bibel, viele Werte, wenig He·te·ro·ge·ni·tät. Armin Laschet spricht im Dickicht. Da sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht! Konvergent dazu ist die Heterogenität ein feminines Substantiv. Voilà! Länger und runder wird die Wurzel nicht mehr. Noch mal.
    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgang der, auch wenn das Gebärte neu und jung, weil wachsend ist und auch das Wort ein unbekanntes war, hat alles Existierende, sei es noch so frisch einen Ursprung in etwas Altem, meinetwegen auch modernem Alten. Deswegen ist immer wieder unser Ursprung auch ins Ende mit einzubeziehen und zu hinterfragen. Doch in jedem Fall ist dieses Alte, dieser Ursprung nach Berthold Brecht und Trettmann ein Schoß. Aus dem dann nichts lief oder schritt, sondern kroch. Beim Kriechen ist es erbärmlich und doch das fruchtbarste aller Welten. Aus welchem Schoß kroch ich? Ohne Schoß kein Gebären, ohne Gebären kein Wort. Noch mal.
    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgang der auch ohne Hebamme möglich, aber schwierig werden kann. Lektoren sind die Hebammen der Worte *nur besser versichert. Der Philosph Jan Beuerbach deklarierte unlängst, das fertige Buch *fertige Bücher leugneten ihre Produktion, weil man kein in ihnen kein Leiden des Schreibers findet *fände, keine Spur der Radierung oder der Variationen *Abwandlung *Nebenform *Spielart *Modifikation *Abart *Varietät. Ach mist. Noch mal.

    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgang einer neuen Existenz. Herzlichen Glückwunsch! Ist es ein Mädchen oder ein Junge? Außergewöhnlich! Wenn Worte (allgemein) die Dinge (einzigartig) um ihr Sein brächten, hätte Insa Wilke gar nicht mal mehr so recht. Sackgasse. Meine Argumentation. Ich fange noch mal neu an.
    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgang dessen ritualisierte Reihenfolge durch die Tänzerin Kassandra Wedel mit Anmut in Frage gestellt wird. Sie arbeitet in der Welt der Musik und stellt alles was wir über sie Wissen auf den Kopf. Fangen wir beim Fuß an: Sie kann auch ohne Musik tanzen. Sie kann ihrer eigenen Musik in ihrer eigenen Welt, die wir ohne die Stille zu kennen gar nicht verstehen können, folgen. Sie kann mit ihrem Tanz machen, dass sich Musiker an sie anpassen. Rückwärts. Als am Anfang. Also noch mal.
    Aus dem Wort entsteht die Welt, ein Geburtsvorgangsbeginn der an meinem Vergessen scheitert. An welches Wort und welche Welt wollte ich denken? Zensur und Vergessen sind in ihren Wirkungsweisen beide störend für die Ansteckung. Doch wenn niemand anderes, dann müssen wir selber wissen, was wir vergessen wollen.

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1    Wilke, Insa (2016)



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